Die Gläubigen in den Niederlanden, welche nach der wahren Reformation des Evangeliums unsers Herrn Jesu Christi zu leben begehren, an den unüberwindlichen König Philipp, ihren obersten Herrn
Wenn es uns erlaubt wäre, o gnädigster Herr, uns vor Ew. Majestät zu stellen, um uns zu rechtfertigen von den Anklagen, mit denen man uns beschwert, und die Gerechtigkeit unsrer Sache zu beweisen, so würden wir dies heimliche Mittel nicht suchen, um Euch das Schluchzen Eures Volkes durch eine stumme Bittschrift oder ein geschriebnes Bekenntnis zu erkennen zu geben. Aber nachdem unsre Feinde Eure Ohren mit so viel falschen Anklagen und Berichten erfüllt haben, daß uns nicht allein versagt ist, vor Eurem Angesichte zu erscheinen, sondern daß wir auch verjagt sind aus Eurem Lande, ja ermordet und verbrannt sind, an was für Orten wir gefunden wurden, so gewährt uns doch zum wenigsten, gnädigster Herr, im Namen Gottes das, was kein Mensch nicht einmal den Tieren verweigern kann, zu erlauben nämlich, daß unser klägliches Rufen wie von ferne zu Euren Ohren dringt, damit, wenn Ew. Majestät uns gehört hat und uns schuldig findet, sich dann die Feuer vermehren und die Peinigungen und Folterungen sich vervielfältigen in Eurem Königreiche; und im Gegenteile, wenn unsre Unschuld vor Euch offenbar wird, Ihr uns seid eine Stütze und Zuflucht gegen die Gewalt unsrer Feinde. Denn ach, gnädigster Herr, wenn es genügt zu beschuldigen, wenn jeder Weg und jedes Mittel der Verteidigung den Beschuldigten genommen wird, wer wird dann gerecht befunden werden? Wessen Unschuld wird dann unter den Menschen geschützt sein?
Wir sind, sagen sie, Ungehorsame, Aufrührerische, die nichts andres begehren, als alle politische und bürgerliche Herrschaft zu brechen und Unordnung und Verwirrung in die Welt einzuführen und nicht allein uns zu befreien von Eurer Herrschaft und Hoheit, sondern auch das Zepter aus Euren Händen zu reißen. O Missetaten, nicht würdig unsres Bekenntnisses, nicht würdig eines Christen, nicht würdig des gemeinsamen Menschennamens, würdig, daß das alte Sprichwort der Tyrannen wieder vorgebracht wird: Die Christen werft den Tieren vor! Aber es ist nicht genug zu beschuldigen, es bedarf des Beweises. Die Propheten, die Apostel und die von der ersten Kirche Jesu Christi sind bedrückt und beschuldigt gewesen, ja nach den äußerlichen Ansichten und dem fleischlichen Urteile der Menschen unterdrückt mit gleichen Lästerungen; aber gleich wie sie zu ihren Zeiten öffentlich gezeugt und protestiert haben, so protestieren und bezeugen wir vor Gott und seinen Engeln, daß wir nichts mehr begehren, als im Gehorsam gegen die Obrigkeit in Reinheit des Gewissens zu leben, Gott zu dienen und uns nach seinem Worte und seinen heiligen Geboten zu reformieren. Und außer diesem verborgenen Zeugnisse unsrer Gewissen können diejenigen, welche über unsre Angelegenheiten, Meinungen und Urteile Richter sind, gute Zeugen sein, daß sie an uns nichts bemerkt haben, was sich zum Ungehorsam hinneigte, der gegen Ew. Majestät wäre oder die öffentliche Ruhe störte; vielmehr haben sie gefunden, daß wir in unsern Versammlungen bitten für die Könige und Fürsten dieser Erde und insonderheit für Euch, o gnädigster Herr, und diejenigen, welche Ihr eingesetzt habt zur Regierung und Verwaltung Eurer Landschaften, Länder und Herrschaften. Denn wir sind gelehrt sowohl durch das Wort Gottes als durch die fortwährende Unterweisung unsrer Lehrer, daß die Könige, Fürsten und Obrigkeiten durch Gottes Anordnung sind und daß, wer der Obrigkeit widersteht, der Anordnung Gottes widersteht und die Verdammnis empfangen wird. Wir wissen und bekennen, daß durch die ewige Weisheit Gottes die Könige herrschen und die Fürsten Recht sprechen, kurz, daß sie nicht durch Unrecht oder Tyrannei dazu gekommen sind, sondern durch die eigne Einsetzung Gottes. Und um zu beweisen, daß dies nicht nur in unserm Munde, sondern ins Innerste unsrer Herzen eingedrückt und eingeprägt ist: Sind unter uns einige gefunden, die Euch, gnädigster Herr, die Abgaben oder den Zoll, der ihnen auferlegt ist, zu bezahlen sich geweigert haben? Im Gegenteile hat jeder sogleich gehorcht und bezahlt, sobald der Befehl dazu gegeben war. Ist eine Waffenerhebung oder ein Ratschlag jemals entdeckt worden, selbst als wir durch diejenigen, welche sich mit Eurem Namen und Eurer Macht decken, um sich aller Grausamkeit hinzugeben, so grausam gepeinigt und gefoltert wurden, daß es hinreichte, um die Geduld des Allergutherzigsten und -sanftmütigsten aufzubringen und sie in Haß und Verzweiflung zu verwandeln? Aber wir danken unserm Gott, daß das Blut unsrer Brüder, vergossen für unsre Sache oder vielmehr für die Sache Jesu Christi und das Zeugnis der Wahrheit, bezeugt und daß Verbannung, Gefängnis, Folter, Vertreibung, Marter und andre unzählige Bedrückungen deutlich beweisen, daß unser Verlangen und unsre Forderung nicht fleischlich ist, da wir, ohne diese Lehre zu verteidigen, weit besser zu unsrer Gemächlichkeit leben könnten dem Fleische nach; aber indem wir die Furcht Gottes vor Augen haben und erschreckt sind durch diese Drohung Jesu Christi, der sagt, daß er uns vor Gott seinem Vater verleugnen wird, wenn wir ihn verleugnen vor den Menschen, so geben wir unsern Rücken den Schlägen hin, unsre Zunge dem Messer, unsern Mund dem Foltergebiß und unsern ganzem Leib dem Feuer, indem wir wissen, daß, wer Christo folgen will, sein Kreuz auf sich nehmen muß und sich selbst verleugnen. Und ein wohlgeordneter Geist, nicht blind und der Sinne beraubt, wird sich niemals einbilden können, daß diejenigen dahin arbeiten, alles aufzurühren, welche ihr Vaterland, ihre Eltern, ihre Freunde verlassen, um in Frieden und Ruhe zu leben; daß diejenigen die Absicht haben, dem Könige seine Krone zu rauben oder betrüglich irgend etwas gegen ihn vorzunehmen, welche für das Evangelium sterben, worin sie geschrieben sehen: »Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist«, und die ihren Leib und ihre Güter dem Könige darbringen und übergeben, indem sie demütig Se. Majestät bitten, daß es ihnen erlaubt sei, Gott zu geben, was er verlangt und was wir ihm füglich nicht verweigern können, da er uns ja hat wissen lassen, daß er uns erkauft hat durch einen teuern Preis.
Es ist auch nicht nötig, daß unsre Feinde dermaßen Eure Güte und Macht mißbrauchen, daß Ihr sie hören müßt, wenn sie Euch bemerklich machen, daß wir, da wir nur eine kleine Zahl sind, uns gegen Euch nicht empören werden, als wenn jeder von uns ungehorsam wäre und widerspenstig in seinem Herzen und nichts andres wollte, als die Menge für sich ins Feld stellen, um Euch anzugreifen und ihre Wut auszulassen. Denn sie verhehlen es, gnädigster Herr, daß es in Euern Niederlanden mehr als hunderttausend Menschen gibt, welche der Religion, deren Bekenntnis wir Euch jetzt überreichen, anhangen und folgen; und nichtsdestoweniger hat niemand von ihnen irgendeine Veranstaltung zum Aufruhr gesehen, und man hat nicht einmal ein Wort gehört, was dahin zielte. Das, was wir von der großen Zahl unsrer Brüder sagen, geschieht nicht, gnädigster Herr, um auch nur einen einzigen von Euern Beamten oder Dienern zu erschrecken oder einzuschüchtern, sondern nur, sowohl um die Verleumdungen derjenigen zu widerlegen, die uns nicht anders verhaßt machen können als durch Lügen, als auch Euch zum Mitleiden zu bewegen. Denn ach, wenn Ihr Euern Arm ausstreckt, um ihn einzutauchen und zu waschen im Blute von so viel Menschen - o Gott! -, welche Trostlosigkeit werdet Ihr bei Euern Untertanen verursachen! Welche Wunde unter Euerm Volke! Welche Tränen, welche Seufzer, welche Klagen der Frauen, Kinder, Eltern und Freunde! Welches Auge wird trocken und ohne sich in Tränen zu baden, sehn können, daß so viele ehrenwerte Bürger, von jedem geliebt und von niemand gehaßt, nach dunkelm und furchtbarem Gefängnisse, nach Folter und Unterdrückungen überliefert werden einem Tode und einer Pein, die die schmachvollste und die grausamste und ausgesuchteste ist, welche die Tyrannen, Heiden und Gottlosen jemals haben aussinnen können! Und währenddessen irren ihre Frauen, wenn sie haben entrinnen können, in fremden Ländern umher, ihr Brot von Türe zu Türe erbettelnd, mit ihren Kindern, die sich an sie anklammern. Gnädigster Herr! Daß die Nachkommenschaft Eure Herrschaft nicht als blutig und grausam bezeichne, daß man nicht sage, daß die Achtung Eurer Vorfahren, die Größe Eures Vaters und Eure eignen Tugenden und großen Taten durch die Grausamkeit verdunkelt sind; wir sagen Grausamkeit, die den wilden Tieren eigen ist und unter der Würde des Menschen, aber ganz unwürdig und sogar feind eines Fürsten und Herrn, dessen Größe und besondre Tugend in Güte und Milde besteht, dem wahren Kennzeichen und der Eigenschaft, wodurch sich ein König von einem Tyrannen unterscheidet.
Denn da man uns verfolgt nicht allein als Feinde Eurer Krone und des öffentlichen Wohls, sondern auch Gottes und seiner Kirche, so bitten wir Euch demütig, daß es Euch beliebe, nur nach dem Glaubensbekenntnisse, das wir Euch überreichen, zu urteilen, indem wir bereit und entschlossen sind, wenn es nötig ist, es mit unserm Blute zu besiegeln. Durch dieses werdet Ihr, wie wir hoffen, erkennen, daß man uns mit Unrecht Schismatiker und Störer der Einigkeit, Aufrührer und Ketzer nennt, da wir ja nicht allein billigen und bekennen die Hauptpunkte der christlichen Religion, enthalten im Symbolum und dem allgemeinen Bekenntnisse, sondern die ganze durch Jesus Christus geoffenbarte Lehre zu unserm Leben, Rechtfertigung und Heil, verkündet durch die Evangelisten und Apostel, besiegelt durch das Blut so vieler Märtyrer, rein und ganz bewahrt in den ersten Kirchen, bis daß durch die Unwissenheit, die Habsucht und den Ehrgeiz der Prediger und durch menschliche Erfindungen und Überlieferungen, die der Reinheit des Evangeliums entgegen sind, sie verdorben ist; von der unsre Gegner unverschämt leugnen, daß sie sei die Kraft Gottes zur Seligkeit für jeden Gläubigen (Röm. 1, 16). Wenn sie uns verdammen und töten, weil wir nicht glauben, was sich in ihr nicht findet, können sie sich nicht von der Lästerung gegen den Heiligen Geist freisprechen; wenn sie sagen, daß nicht alle Schätze der Weisheit Gottes und die hinreichenden und notwendigen Mittel zum Heile im Alten und Neuen Testamente enthalten sind, sondern daß ihre Erfindungen notwendig sind; daß der verflucht und der menschlichen Gesellschaft unwürdig ist, würdig, hinsichtlich seines Leibes vertilgt zu werden und hinsichtlich seiner Seele in den Abgrund der Hölle zu fahren, welcher sie nicht für derselben oder noch höherer Größe und Würde als das Evangelium achtet. Die Schwachheit unsres Fleisches zittert vor diesen Worten, erschreckt durch die Drohungen derjenigen, welche die Macht haben, es zu verbrennen. Von der andern Seite aber hören wir, was der Apostel sagt: »Wenn selbst ein Engel vom Himmel euch anders predigt als wir euch gepredigt haben, so sei er ein Fluch«; wir hören den heiligen Johannes seine Prophezeiung mit diesen Worten schließen: »Ich bezeuge einem jeden, der die Worte dieses Buches hört: So jemand etwas dazusetzt, so wird Gott über ihn setzen die Plage, die in diesem Buche beschrieben steht«. Mit einem Worte, wir sehen, daß uns befohlen ist, einzig dem Worte Gottes zu folgen und nicht allein dem, was uns gut scheint, mit dem Verbote, nichts zuzusetzen oder abzunehmen von den heiligen Geboten des großen Gottes. Jesus Christus sagt uns, daß er uns kundgetan hat alles das, was er von seinem Vater gehört hat. Und wenn er wegen der Schwachheit der Apostel einen einiges verborgen hat, so hat er ihnen versprochen, es ihnen zu offenbaren durch den Heiligen Geist, den er ihnen schicken würde. Wir sind überzeugt (da es die Wahrheit selbst ist) daß er sein Versprechen erfüllt hat, der Art, daß diese Geheimnisse enthalten sind im Evangelium und den Schriften der Apostel, verfaßt nach gesagtem Versprechen und Empfang des Heiligen Geistes. Daraus ist klar, daß diejenigen die Stelle des Evangeliums mißbrauchen, welche unter dem Wort »Geheimnis«, das die Apostel nicht hätten fassen können, ihre Zeremonien und den überflüssigen Aberglauben verstehen, die dem Worte Gottes zuwider sind. Denn wir würden uns erbieten, und es würde uns leicht sein, es zu beweisen durch das Zeugnis der Schrift, wenn wir nicht mit Rücksicht auf die Art und die Kürze, deren man sich in einem Briefe bedienen muß, fürchteten, Ew. Majestät zu belästigen, indem wir Euch demütig bitten im Namen dessen, der Euch eingesetzt hat und Euch erhält in Euerm Reiche, daß Ihr nicht leidet, daß diejenigen, welche aus Habsucht, Ehrgeiz und andern bösen Leidenschaften es unternommen haben, sich Eures Arms, Eures Ansehens und Eurer Macht zu bedienen, um ihre Begierden zu befriedigen, sich mit dem Blute Eurer Untertanen sättigen und anfüllen, indem sie allen Eifer der Gottesfurcht und der Religion mit den Benennungen Aufruhr, Abfall, Ärgernis und anderem, womit sie Euch gegen uns reizen, bedecken und verhüllen. Aber ach, gnädigster Herr, bedenkt, daß die Welt immer das Licht gehaßt und sich der Wahrheit widersetzt hat; indessen ist der, welcher das Wort der Wahrheit im Munde führt, ein Aufrührer, wenn die Menschen sich ihr widersetzen? Im Gegenteil müssen wir Aufruhr und Ärgernis dem unversöhnlichen Feinde Gottes und der Menschen zuschreiben, dem Teufel, der, um sein Reich nicht zu verlieren, das in Götzendienst, falscher Verehrung, Hurerei und andern unvergleichlichen Lastern besteht, die durch das Evangelium abgeschnitten sind, sich empört und aufsteht, seinen Lauf zu hemmen. Nehmt dazu die Undankbarkeit der Welt, welche, statt das Wort ihres Meisters, Hirten und Gottes mit Danksagung anzunehmen, sich widersetzt, statt alles Grundes nur die Länge der Zeit anführt, in der sie in ihrem Irrtum gelebt hat, indem sie durch die Vorschrift der Zeit dem widerstehen will, der Welt und Ewigkeit gemacht hat und vor dem alle Dinge gegenwärtig sind. Euch, gnädigster Herr, Euch kommt es zu, Euch über diese Dinge zu unterrichten, um Euch den Irrtümern zu widersetzen, da sie tief eingewurzelt sind durch die Länge der Zeit, und die Unschuld derer zu verteidigen, die bis jetzt im Gerichte mehr unterdrückt als gehört sind. So wolle der Herr Euch segnen und bewahren, der Herr wolle leuchten lassen sein Angesicht über Euch und möge Euch beschützen und erhalten in allem Glücke. Amen.
Wir glauben von Herzen und bekennen mit dem Munde, daß da ist ein einziges und einfaches geistiges Wesen, das wir Gott nennen, ewig, unbegreiflich, unsichtbar, unveränderlich, unendlich, der vollkommen weise ist, gerecht und gut und die reichlichste Quelle aller Güter ist.
Wir erkennen aber Gott auf zwei Weisen: Zuerst durch die Schöpfung, Erhaltung und Regierung dieser ganzen Welt. Denn diese ist für unsre Augen wie ein schönes Buch, in welchem alle Geschöpfe, kleine und große, gleich wie hingeschriebene Buchstaben sind, aus denen das unsichtbare Wesen Gottes ersehen und erkannt werden kann, nämlich seine ewige Macht und Göttlichkeit, wie der Apostel Paulus sagt Röm. 1, 20. Dies alles reicht hin, um die Menschen zu überführen und zu machen, daß sie keine Entschuldigung haben. Zweitens gibt er sich uns weit klarer und deutlicher in seinem heiligen und göttlichen Worte zu erkennen und offenbart sich, soviel nämlich uns in diesem Leben zu seiner Ehre und zum Heile der Seinigen notwendig ist.
Wir bekennen, daß dies Wort Gottes nicht durch irgend menschlichen Willen gebracht oder überliefert ist, sondern daß die heiligen Männer Gottes, vom Geiste ergriffen, es geredet haben, wie der heilige Petrus bezeugt. Nachher aber hat Gott selbst nach seiner unermeßlichen Fürsorge und Sorgfalt, die er für die Seinigen und das Heil der Seinigen hat, seinen Dienern, den Propheten und Aposteln, aufgetragen, daß sie jene seine Aussprüche niederschreiben; und er selbst hat die beiden Gesetzestafeln mit seinem Finger geschrieben: Dies ist die Ursache, warum wir solche Schriften die Heilige und göttliche Schrift nennen.
Wir verstehen aber unter der Heiligen Schrift jene beiden Teile des Alten und Neuen Testamentes, welche die kanonischen Bücher genannt werden, über welche kein Streit ist. Dies ist die in der Kirche Gottes angenommene Zahl und Ordnung derselben: die fünf Bücher Mosis, das Buch des Josua, der Richter, Ruth, die zwei Bücher Samuelis, zwei der Könige, zwei der Chronik, die auch Paralipomena genannt werden, das erste Buch des Esra, Nehemia, Esther, Hiob, sodann die Psalmen Davids, drei Bücher Salomos, nämlich die Sprichwörter, der Prediger und das Hohelied, die vier großen Propheten Jesajas, Jeremias, Ezechiel und Daniel und dazu auch die zwölf kleinen Propheten. Die kanonischen Bücher des Neuen Testaments sind ferner: die vier Evangelisten, nämlich der heilige Matthäus, Markus, Lukas und Johannes, die Apostelgeschichte, die vierzehn Briefe des heiligen Paulus und sieben von den übrigen Aposteln, die Offenbarung des heiligen Apostels Johannes.
Diese Bücher allein erkennen wir als heilig und kanonisch an, so daß auf ihnen unser Glaube beruhen und begründet und festgestellt werden kann. Und wir glauben ohne allen Zweifel alles das, was in ihnen enthalten ist, und zwar nicht sowohl, weil die Kirche sie als kanonisch annimmt und bestätigt, als weil der Heilige Geist unserm Bewußtsein bezeugt, daß sie von Gott stammen, und auch deshalb, weil sie selbst dies ihr Ansehen durch sich hinlänglich bezeugen und bestätigen, da selbst Blinde die Erfüllung aller der Dinge, welche in ihnen geweissagt, deutlich sehen und gleichsam mit ihren Sinnen wahrnehmen können.
Wir machen ferner einen Unterschied zwischen diesen heiligen Büchern und denen, die man Apokryphen nennt, so daß die Kirche zwar die Apokryphen lesen und aus ihnen Beweise entnehmen kann in Dingen, welche mit den kanonischen Büchern übereinstimmen; aber sie haben keineswegs ein solches Ansehen und eine solche Kraft, daß nach ihrem Zeugnisse irgendein Satz des Glaubens oder der Religion der Christen sicher festgestellt werden kann, geschweige daß sie das Ansehen der andern entkräften oder verringern können.
Wir glauben auch, daß diese Heilige Schrift vollkommen den ganzen Willen Gottes umfasse und daß in ihr alles das in vollem Maße gelehrt werde, was von den Menschen geglaubt werden muß, damit sie die Seligkeit erlangen. Da nun dort aufs genauste und weitläufig die ganze Weise der Gottesverehrung beschrieben ist, die Gott von den Gläubigen verlangt, so darf kein Mensch, und wäre er auch mit apostolischer Würde bekleidet, und nicht einmal ein Engel, vom Himmel gekommen, wie der heilige Paulus sagt, anders lehren, als wir schon längst in der Heiligen Schrift belehrt sind. Denn da es verboten ist, daß jemand dem Worte Gottes irgend etwas zusetze oder raube, so wird eben dadurch hinlänglich erklärt, daß diese heilige Lehre in allen ihren Beziehungen und Teilen vollendet und abgeschlossen ist. Ein jeder muß sich daher sorgfältig hüten, daß er ihr nicht etwas zusetze oder raube, wodurch menschliche Weisheit mit göttlicher Weisheit vermischt werden könnte. Deshalb sind mit diesen göttlichen Schriften und dieser Wahrheit Gottes keine andern Schriften der Menschen, von welcher Heiligkeit sie auch seien, keine Gewohnheit, nicht irgendeine Menge noch das Alter, noch Vorschrift der Zeiten oder die Nachfolge von Personen, noch irgend Konzilien, keine Beschlüsse und Satzungen der Menschen endlich zusammenzustellen oder zu vergleichen, da ja die Wahrheit Gottes vorzüglicher ist als alle Dinge. Denn alle Menschen sind Lügner, und ihre Weisheit darf Gott nicht untergeschoben werden, sie sind nichtiger als die Nichtigkeit selbst. Deshalb verwerfen wir von ganzem Herzen, was nur mit dieser untrüglichen Regel nicht übereinkommt, wie wir von den Aposteln gelehrt sind, wenn sie sagen: »Prüfet die Geister, ob sie von Gott sind«; und: »Wenn jemand zu euch kommt und bringt diese Lehre nicht, so nehmet ihn nicht in euer Haus.«
Gemäß dieser Wahrheit und diesem Worte Gottes glauben wir an einen alleinigen Gott, der ein einziges und ewiges Wesen ist, wirklich wahrhaft und von Ewigkeit unterschieden nach drei Personen, von denen jede ihre eignen durchaus eigentümlichen Eigenschaften hat, nämlich Vater, Sohn und Heiliger Geist. Der Vater ist Grund, Ursprung und Anfang aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge. Der Sohn ist das Wort, die Weisheit und das Bild des Vaters. Der Heilige Geist ist die ewige und wesentliche Macht und Kraft, die vom Vater und Sohne ausgeht. Jedoch so, daß diese Unterscheidung nicht macht, daß Gott gleichsam in drei Teile geteilt ist, da die Schrift uns nicht lehrt, daß jeder einzelne, Vater und Sohn und Heiliger Geist, seine eigne Persönlichkeit oder sein eigenes durch seine Eigenschaften unterschiednes Dasein habe, sondern so, daß diese drei Personen nur ein alleiniger Gott sind. Es ist daher gewiß, daß der Vater nicht der Sohn ist und der Sohn nicht der Vater, noch auch der Heilige Geist der Vater oder der Sohn ist. Indes sind doch diese Personen so unterschieden und sind nicht geteilt, nicht vermengt und nicht vermischt. Denn weder der Vater hat menschlichen Körper angenommen noch der Heilige Geist, sondern allein der Sohn. Der Vater ist niemals ohne seinen Sohn gewesen, auch nicht ohne seinen Heiligen Geist, weil alle in ein und demselben Wesen von derselben Ewigkeit sind. Keiner von ihnen ist der Erste oder Letzte, weil alle drei eins sind in Wahrheit und Macht, in Güte und Barmherzigkeit.
Dies alles erkennen wir aber sowohl aus den Zeugnissen der Heiligen Schrift als ganz besonders aus den Wirkungen, die wir in uns selbst wahrnehmen. Und zwar kommen die Zeugnisse der Heiligen Schrift, welche uns lehren, an diese heilige Dreieinigkeit zu glauben, hin und wieder im Alten Testamente vor, die man nicht sowohl zählen als mit richtigem Urteile auswählen muß. Dergleichen sind: 1. Mos. 1 sagt Gott: »Laßt uns Menschen machen nach unserm Bilde, nach unsrer Gleichnis« usw. Und bald darauf: »Also schuf Gott den Menschen nach seinem Bilde, nach dem Bilde Gottes schuf er ihn, männliches Geschlechts und weibliches Geschlechts schuf er sie.« Desgleichen: »Seht, der Mensch ist so freilich worden wie einer von uns.« Denn daraus, daß gesagt wird: »Laßt uns Menschen machen nach unsrer Gleichnis«, geht hervor, daß eine Mehrheit der Personen in der Gottheit ist. Wo aber gesagt wird, »Gott schuf« usw., wird die Einheit Gottes angedeutet. Zwar ist es wahr, daß hier nicht gesagt wird, wieviel Personen seien, jedoch wird, was im Alten Testamente dunkel gelehrt wird, uns im Neuen sehr klar auseinandergesetzt. Denn als unser Herr Jesus Christus im Jordan getauft wurde, wurde die Stimme des Vaters gehört, der da sagte: »Dies ist mein Sohn, der geliebte«, und der Sohn selbst wurde im Wasser gesehen, der Heilige Geist aber erschien unter der Gestalt einer Taube. Sind es deshalb nicht drei? Bei der allgemeinen Taufe aller Gläubigen ist daher diese Formel von Christus eingesetzt: »Taufet alle Völker auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.« So redet auch im Evangelium des Lukas der Engel Gabriel die Maria, die Mutter unsres Herrn, an: »Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten, darum auch das Heilige, das von dir geboren wird, wird Gottes Sohn genannt werden.« Wir sehen, daß hier der Vater, der Höchste, genannt wird, dann der Sohn Gottes, der von der Jungfrau geboren ist, und der Heilige Geist, der die Jungfrau überschattet hat. Desgleichen: »Die Gnade des Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.« Und hier sehn wir deutlich, daß drei genannt werden. Desgleichen: »Drei sind, die da zeugen im Himmel, der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind eins.« Durch alle diese Stellen werden wir vollkommen belehrt, daß in dem einen Gotte drei Personen sind. Und wenn auch diese Lehre alle Fassungskraft des menschlichen Geistes übersteigt, so glauben wir doch jetzt an sie fest nach dem Worte Gottes, harrend, bis wir im Himmel ihrer vollen Erkenntnis werden teilhaftig werden. Ferner sind auch zu bemerken die einzelnen Tätigkeiten und Wirkungen dieser drei Personen, welche sie einzeln gegen uns verrichten. Denn der Vater heißt unser Schöpfer durch seine Kraft, der Sohn unser Erlöser durch sein Blut, der Heilige Geist ist unser Heiligmacher durch sein Wohnen in unsern Herzen. Und diese Lehre von der Heiligen Dreieinigkeit hat vom Zeitalter der Apostel bis auf unsre Zeiten die wahre Kirche immer aufrecht gehalten und gegen Juden, Mohammedaner und andre falsche Christen und Ketzer verteidigt, als da waren Marcion, Manes, Praxeas, Sabellius aus Samosata, Arius und ähnliche, welche alle nach Recht und Verdienst von den rechtgläubigen Vätern verdammt worden sind. Und so nehmen wir gerne diese drei Symbole, das Apostolische, Nizäische und Athanasische, an, und was über diese Lehre dem Sinne jener Symbole gemäß die heiligen Konzilien bestimmt haben.
Wir glauben, daß Jesus Christus hinsichtlich seiner göttlichen Natur der einzige Sohn Gottes sei, von Ewigkeit gezeugt, nicht gemacht noch geschaffen (denn dann wäre er ein Geschöpf), sondern dem Vater gleich oder desselben Wesens mit dem Vater und ihm gleich ewig, der Ausdruck oder das wahre Bild der des Vaters und der Abglanz seiner Herrlichkeit, in allem ihm gleich. Er ist aber Sohn Gottes nicht nur von der Zeit an, wo er unsre menschliche Natur annahm, sondern von Ewigkeit, wie diese Zeugnisse, unter sich verglichen, uns lehren: Moses sagt, Gott habe die Welt erschaffen; aber der heilige Johannes sagt, daß durch das Wort, das er Gott nennt, alles geschaffen worden sei, und was der heilige Johannes das Wort nennt, das nennt der heilige Paulus den Sohn, indem er sagt, Gott habe durch seinen Sohn die Welt geschaffen. Außerdem sagt der heilige Paulus, Gott hätte alles durch Jesum Christum geschaffen. Es folgt daher, daß der, welcher Gott, Wort, Sohn und Jesus Christus genannt wird, schon damals gewesen sei, als alles von ihm erschaffen worden ist. Und deshalb sagt Micha: »Dessen Ausgänge von Alters her, ja von den Tagen der Welt her gewesen sind.« Desgleichen: »Er ist der Erstgeborne aller Kreaturen«, und: »Er hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens.« Im zweiten Psalm: »Du bist mein Sohn, ich habe dich heute gezeuget. Küsset den Sohn.« Er ist daher wahrer und ewiger Gott, der Alleinmächtige, den wir anrufen, anbeten und verehren alle Tage unsres Lebens.
Wir glauben auch und bekennen, daß der Heilige Geist vom Vater und Sohne von Ewigkeit ausgehe und daß er so weder gemacht noch geschaffen noch gezeugt sei, sondern nur ausgehend von beiden, der Ordnung nach die dritte Person der Dreieinigkeit, von demselben Wesen und derselben Herrlichkeit und Majestät mit dem Vater und Sohne. Und deshalb ist er auch selbst wahrer und ewiger Gott.
Wir glauben, daß der Vater durch sein Wort, das ist durch den Sohn, Himmel und Erde und die übrigen Dinge alle aus nichts geschaffen hat, als es ihm gut schien, und allen ihr Sein, ihre Gestalt und verschiedenen Wirkungskreise angewiesen, damit sie ihrem Schöpfer dienen möchten. Und daß er sie nun pflegt, erhält und regiert nach seiner ewigen Vorsehung und durch seine unermeßliche Macht. Und zwar so, daß jene dem Menschen, der Mensch aber seinem Gott diene. Er hat auch die Engel geschaffen, alle von Natur gut, daß sie seine Diener seien und auch den Auserwählten dienen sollten; von ihnen sind jedoch einige von der herrlichen Beschaffenheit, von welcher Gott sie beschaffen hatte, zu ewigem Verderben abgefallen; andre jedoch sind durch die besondere Gnade Gottes in jenem ihrem ersten Zustande verharrt. Diese Teufel und bösen Geister nun sind so verdorben und schlecht geworden, daß sie sowohl Gottes als alles Guten geschworene Feinde sind, die der Kirche und ihren einzelnen Gliedern gleich wie Räuber aus dem Hinterhalte nach allen Kräften nachstellen, um mit ihren Verfälschungen und Täuschungen alles zu zerstören und zu verderben, und zwar so, daß sie sich von allen wollen verehren lassen, zu welchem Ende sie den Leuten viel versprechen; und das ist nicht zu verwundern, da der Teufel versucht hat, sich an Christum zu machen und ihn zu bewegen, daß er ihn anbete. Deshalb erwarten sie, durch ihre eigne Bosheit der ewigen Verdammnis verfallen, von Tage zu Tage die furchtbaren Strafen und Qualen für ihre Frevel. Deshalb verabscheuen und verdammen wir hier die Irrlehre der Sadduzäer, die da leugnen, daß es irgend Geister oder Engel gäbe. Gleichfalls auch die Irrlehre der Manichäer, welche behaupten, daß die Teufel von selbst entstanden und ihrer eigentlichen Natur nach böse wären, nicht aber verdorben durch freiwilligen Ungehorsam.
Wir glauben, daß der liebe Gott, nachdem er alle Dinge geschaffen hatte, sie keineswegs der Willkür des Zufalls oder Schicksals überlassen hat, sondern daß er selbst, nach Vorschrift seines heiligen Willens, sie immerwährend so regiert und lenkt, daß nichts in dieser Welt ohne seinen Willen und seine Anordnung geschieht, obgleich Gott doch von dem Bösen, das in dieser Welt geschieht, weder der Urheber ist noch daran Schuld hat. Denn so weit erstreckt sich seine unendliche und unbegreifliche Macht und Güte, daß er auch dann seine Werke und Handlungen heilig und gerecht anordnet und ausführt, wenn auch der Teufel und die Gottlosen ungerecht handeln. Über alles aber, was er tut, das die menschliche Fassungskraft übersteigt, wollen wir nicht neugierig und über unsre Fassungskraft nachforschen, sondern vielmehr die verborgenen und gerechten Gerichte Gottes demütig und ehrfurchtsvoll verehren. Denn es genügt uns, daß wir Christi Schüler sein können und das lernen, was er uns in seinem Worte selbst lehrt, und wollen nicht diese Grenzen überschreiten. Diese Lehre aber bringt uns einen unermeßlichen Trost. Denn aus ihr lernen wir, daß uns nichts zufällig trifft, sondern alles nach dem Willen unsres himmlischen Vaters, der für uns mit wahrhaft väterlicher Sorge wacht, dem alles untergeben ist, so daß kein Haar unsres Hauptes (welche alle gezählt sind) ausfallen und nicht der kleinste Sperling zu Boden fallen kann ohne den Willen unsres Vaters. Hierbei beruhigen wir uns völlig, indem wir wissen, daß Gott die Teufel und alle unsre Feinde gleich wie mit Zügeln so im Zaume hält, daß sie ohne seinen Willen und seine Erlaubnis niemand von uns schaden können. Deshalb verwerfen wir hier die abscheuliche Meinung der Epikureer, welche sich Gott als müßig und nichtstuend und alles dem Glück und Zufall überlassend vorstellten.
Wir glauben, daß Gott den Menschen aus dem Kote der Erde nach seinem Bilde geschaffen hat, gut, gerecht und heilig und in allem durchaus vollkommen und fähig, nach seinem eignen Belieben seinen Willen nach dem Willen Gottes einzurichten und mit ihm übereinstimmend zu machen. Gott hat ihn geschaffen aus zwei Teilen bestehend, aus Körper und Seele, der Körper war aus der Erde gemacht, Atem und Leben aber hauchte ihm Gott ein, so daß der Mensch von solcher Vorzüglichkeit ist, daß der menschliche Geist dem nicht gewachsen ist, sie auszudrücken. Denn daß er so gewesen sei, daß ihm nichts mehr fehle, als daß er nicht Gott war, bezeugt David: »Mit Ehre und Zierde hast du ihn bekrönt.« Als er aber in der Ehre war, wußte er es nicht und erkannte seine Herrlichkeit nicht - er war dem Viehe ähnlich geworden -, sondern gab sich mit Wissen und Wollen der Sünde und infolgedessen dem Tode und der Verdammnis hin, als er, den Worten und Täuschungen des Teufels sein Ohr leihend, das Gebot des Lebens überschritt, das er von Gott empfangen hatte, und entfernte und entfremdete sich von Gott (seinem wahren Leben) durch die Sünde und verdarb seine ganze Natur und machte sie sündhaft. Dadurch machte er sich sowohl des leiblichen als des geistigen Todes schuldig, wurde gottlos und verkehrt und in allen seinen Wegen und Bestrebungen verdorben und verlor alle seine herrlichen Gaben, die er von Gott empfangen hatte, so daß ihm nur ganz kleine Funken derselben und Spuren geblieben sind, welche hinreichen, den Menschen alle Entschuldigung zu nehmen, aber keineswegs, um uns gut und Gott wohlgefällig zu machen, da alles Licht in uns in dunkle Finsternis verwandelt ist, wie die Schrift selbst lehrt, indem sie sagt: »Und das Licht scheinet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen.« Denn hier nennet Johannes die Menschen deutlich Finsternis. Und im Psalm wird gesagt: »Bei dir, HERR, ist der lebendige Brunnen; in deinem Lichte sehen wir das Licht.« Deshalb verwerfen wir mit Recht alles, was man hiergegen vom freien Willen des Menschen lehrt, da der Mensch ein Knecht der Sünde ist und nichts Gutes aus sich kann, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben ist. Denn wer möchte wagen, sich zu rühmen, daß er alles, was er wolle, leisten könne, da Christus selbst sagt: »Es kann niemand zu mir kommen, es sei denn, daß ihn der Vater ziehe, der mich gesandt hat«? Der heilige Paulus bezeugt, daß der natürliche Mensch so sei, wie ihn Adam in seinem Falle gemacht hat. Wer wollte sich mit seinem Willen brüsten, der einsieht, daß der Sinn des Fleisches eine Feindschaft ist wider Gott? Wer wollte sich seiner Einsicht rühmen, der weiß, daß der Mensch, der durch seine natürliche Seele allein geleitet wird, nicht fasset die Geheimnisse des Geistes Gottes? Überhaupt, wer wollte irgendeinen seiner Gedanken vorbringen, der weiß, daß wir nicht fähig sind, aus uns selbst irgend etwas zu denken, sondern daß alles das, wozu wir fähig sind, aus Gott ist? Denken ist noch weniger als tun. Gewiß und fest muß daher bleiben, was der Apostel gesagt hat: »Denn Gott ist es, der in euch wirket, beide das Wollen und das Tun, nach seinem Wohlgefallen.« Denn keine Einsicht und kein Wille ist mit dem Sinne und Willen Gottes übereinstimmend, den nicht Christus im Menschen gewirkt hat, was er uns selbst lehrt, indem er sagt: »Ohne mich könnt ihr nichts tun.« Christus sagt auch dies: »Ein jeder, der Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.« Wo ist daher sein freier Wille?
Wir glauben, daß durch den Ungehorsam Adams die sogenannte Erbsünde sich über das ganze Menschengeschlecht verbreitet hat. Es ist aber die Erbsünde ein Verdorbensein der ganzen Natur, ein angeerbter Fehler, mit dem selbst die Kinder im Mutterleibe behaftet sind, und die wie eine giftige Wurzel alle Art von Sünde im Menschen hervorbringt, und sie ist so abscheulich und verdammlich vor Gott, daß sie zur Verdammung des ganzen Menschengeschlechtes hinreicht. Auch wird sie nicht durch die Taufe ganz gehoben oder mit der Wurzel ausgerissen, da aus ihr wie aus einer unheilvollen und verderbten Quelle immerwährend Bäche entstehen und ausfließen, obgleich es den Kindern Gottes nicht zur Verdammung gereicht oder angerechnet, sondern aus reiner Gnade und Barmherzigkeit Gottes ihnen vergeben wird; nicht, damit sie im Vertrauen auf diese Vergebung einschlafen, sondern damit das Gefühl dieser Verderbtheit viele Seufzer in den Gläubigen erwecke, damit sie desto sehnlicher wünschen, von diesem Leibe des Todes befreit zu werden. Hier verwerfen wir daher die Irrlehre der Pelagianer, welche behaupten, daß die Erbsünde nichts sei als Nachahmung.
Wir glauben, daß Gott, nachdem die ganze Nachkommenschaft Adams so durch die Schuld des ersten Menschen in Verderben und Untergang gestürzt war, sich so gezeigt und bewährt habe, wie er wahrhaft ist, nämlich barmherzig und gerecht. Barmherzig nämlich, indem er von der Verdammnis und dem Untergange diejenigen befreite und erlöste, welche er in seinem ewigen und unveränderlichen Ratschlusse aus reiner und unverdienter Güte durch Jesum Christum, unsern Herrn, erwählte, ohne irgendeine Rücksicht auf gute Werke derselben. Gerecht aber, indem er andere in ihrem Falle und ihrer Verderbnis ließ, wohinein sie sich selbst gestürzt haben. Auf diese Weise zeigt er, daß er ein barmherziger und milder Gott sei denen, die er errettet hat, ohne es ihnen schuldig zu sein, wie er sich auch als gerechter Richter zeigt, indem er seine gerechte Strenge gegen die übrigen kundtut. Und dabei fügt er ihnen kein Unrecht zu. Denn daß er einige erlöst hat, geschieht nicht deshalb, weil sie besser sind als die anderen, die alle einem gewissen Untergange verfallen sind, bis Gott sie ausscheidet und sie befreit nach seinem ewigen und unabänderlichen Ratschluß, der in Jesu Christo begründet ist, bevor die Welt geschaffen worden ist. Niemand kann daher nach dieser Ansicht zu dieser Herrlichkeit durch sich selbst gelangen, da wir von uns selbst nicht imstande sind, etwas Gutes zu denken, wenn nicht Gott uns durch seine Gnade und reine Güte zuvorkommt; so sehr ist unsre Natur verdorben.
Wir glauben auch, daß der liebe Gott (da er sah, daß der Mensch sich so in die Verdammnis des körperlichen und geistigen Todes gestürzt hatte und ganz elend und unglücklich geworden war) durch seine wunderbare Weisheit und Güte bewogen sei, ihn, der ihn vor Furcht floh, zu suchen und gütig zu trösten durch Verheißung seines Sohnes, der vom Weibe geboren werden sollte, damit er der Schlange das Haupt zertrete und ihn selig mache.
Wir bekennen daher, daß Gott die Verheißung, die den Vätern durch den Mund der heiligen Propheten gemacht war, erfüllt habe, als er in der von ihm bestimmten Zeit diesen seinen einzigen und ewigen Sohn in diese Welt schickte, der die Gestalt eines Knechtes an sich genommen und ist gleich wie ein anderer Mensch worden und wahrhaft menschliche Natur mit allen ihren Schwachheiten (die Sünde ausgenommen) wahrhaft annahm, als er empfangen wurde im Schoße der heiligen Jungfrau Maria, durch Kraft des heiligen Geistes, ohne alle Einwirkung eines Mannes. Diese menschliche Natur nahm er ferner nicht bloß hinsichtlich des Körpers, sondern auch hinsichtlich der Seele an, denn er war mit einer wahrhaft menschlichen Seele begabt, so daß er ein wahrer Mensch war. Denn da die Seele nicht weniger als der Körper selbst der Verdammnis schuldig war, so war es notwendig, daß er diesen so wie jene annahm, damit er beide zugleich erlöste. Deshalb bekennen wir gegen die Ketzerei der Anabaptisten, die da leugnen, daß Christus menschliches Fleisch angenommen habe, daß Christus desselben Fleisches und Blutes ist teilhaftig gewesen wie auch die Kinder, aus den Lenden Davids dem Fleische nach, geworden von dem Samen Davids nach dem Fleische, eine Frucht aus dem Leibe der Jungfrau Maria, aus einem Weibe geboren, Sprosse Davids, Zweig vom Stamme Jesse aus dem Stamme Juda und von den Juden selbst herstammend nach dem Fleische und überhaupt wahrer Samen Abrahams und Davids, da er den Samen Abrahams an sich nahm und seinen Brüdern in allem gleich worden ist, die Sünde ausgenommen, geboren aus der Maria, so daß er auf diese Weise wahrhaft geworden ist unser Immanuel, das ist »Gott mit uns«.
Wir glauben auch, daß durch diese Empfängnis die Person des Sohnes unzertrennbar verbunden und vereinigt ist mit der menschlichen Natur, so daß nicht zwei Söhne Gottes sind und nicht zwei Personen, sondern zwei Naturen in ein und derselben Person vereinigt, von denen jede ihre Eigenschaften behält, so daß so wie die göttliche Natur immer unerschaffen ohne Anfang der Tage und ohne Ende des Lebens bleibt, Himmel und Erde erfüllend, so auch die menschliche Natur ihre Eigenschaften nicht verloren hat, sondern ein Geschöpf geblieben ist, die Anfang der Tage und Ende des Lebens hat, von endlicher und beschränkter Natur ist und alles, was einem wahren Körper zukommt, behält. Und obgleich er ihr durch seine Auferstehung Unsterblichkeit verliehen hat, so hat er ihr doch die Wahrheit der menschlichen Natur nicht genommen noch geändert. Denn unser Heil und unsre Auferstehung hängt von der Wahrheit seines Körpers ab. Übrigens sind diese beiden Naturen so zusammen vereinigt und verbunden zu einer Person, daß sie nicht einmal durch seinen Tod haben getrennt werden können. Was er daher seinem Vater im Sterben anempfahl, das war wirklich der menschliche Geist, der seinen Leib verließ; aber unterdessen blieb die göttliche Natur immer mit der menschlichen auch im Grabe verbunden, so daß die Gottheit selbst damals nicht weniger in ihm war, als wie er noch ein Kind war, obgleich sie sich für kurze Zeit nicht zeigte. Deshalb bekennen wir, daß er wahrer Gott und wahrer Mensch ist: wahrer Gott, damit er durch seine Macht den Tod besiege, und wahrer Mensch, damit er in der Schwachheit seines Fleisches für uns den Tod erlitte.
Wir glauben, daß Gott, der vollkommen barmherzig und gerecht ist, seinen Sohn gesandt hat, daß er diese Natur annähme, die durch Ungehorsam gesündigt hatte, damit er in eben dieser Natur genugtue und damit Gott für die Sünde durch den herben Tod und das Leiden seines Sohnes die gerechte Strafe vollzöge. Gott hat daher seine Gerechtigkeit an seinem eignen Sohne, auf den er unsre Sünden häufte, gezeigt und geübt, seine Güte aber und Barmherzigkeit über uns Schuldige und der Verdammnis Würdige gütig ergossen und geübt, indem er seinen Sohn für uns, nach seiner vollkommensten Liebe gegen uns, dem Tode hingegeben hat und ihn wieder unsrer Rechtfertigung wegen von den Toten auferweckt hat, damit wir Unsterblichkeit und ewiges Leben durch ihn erlangen.
Wir glauben, daß Jesus Christus der Hohepriester ist, in Ewigkeit mit einem Schwure eingesetzt, nach der Ordnung Melchisedeks, der sich für uns dem Vater zur Versöhnung seines Zornes mit völliger Genugtuung darbot, indem er sich selbst auf den Altar des Kreuzes stellte und sein kostbares Blut zur Abwaschung unsrer Sünden vergoß, wie dies die Propheten vorhergesagt hatten. Denn es ist geschrieben: »Die Strafe zu unsrem Frieden ist auf den Sohn Gottes gelegt, und durch ihn sind wir geheilt worden«; und: »Er ist wie ein Schaf zum Schlachten geführt«; und: »Er ist unter die Sünder und Übertreter gezählt«; und er ist von Pontius Pilatus wie ein Missetäter verurteilt, obgleich er ihn vorher für unschuldig erklärte. Was er nie genommen hatte, hat er bezahlt, und, ein Gerechter, hat er für Ungerechte gelitten, und zwar sowohl an seiner Seele als an seinem Leibe, so daß er, indem er die furchtbare Strafe fühlte, die wir für unsre Sünden verdient hatten, Blut und Wasser schwitzte und endlich ausrief: »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« Dies alles ertrug er zur Vergebung unsrer Sünden. Deshalb sagen wir mit Recht mit dem heiligen Paulus, daß wir uns nicht dafür halten, daß wir etwas wissen denn Jesum Christum, und denselbigen gekreuzigt, ja daß wir alles für Dreck erachten um der überschwenglichen Erkenntnis unsres Herrn Jesu Christi willen, da wir in seinen Wunden Trost aller Art finden. Deshalb ist es durchaus nicht nötig, daß wir irgendeine andere Weise wünschen oder selbst erdenken, auf die wir mit Gott wieder versöhnt werden können, außer dieses einzige und einmal vollbrachte Opfer, durch welches alle Gläubigen, welche geheiligt werden, in Ewigkeit geweiht und vollkommen gemacht sind. Und das ist der Grund, weshalb er selbst vom Engel »Jesus« genannt ist, das ist Erretter, weil er sein Volk selig machen sollte von seinen Sünden.
Wir glauben, daß der Heilige Geist durch die wahre Erkenntnis dieses großen Geheimnisses in unsren Herzen den wahren Glauben entzündet, welcher Jesum Christum mit allen seinen Verdiensten umfaßt und ihn sich zu eigen macht und ferner nichts außer ihm sucht. Denn entweder muß alles, was zu unsrem Heile erfordert wird, in Christo nicht sein, oder wenn alles in ihm ist, muß der, welcher durch den Glauben Jesum Christum besitzt, zugleich auch das vollkommene Heil besitzen. Deshalb ist es überhaupt eine furchtbare Lästerung gegen Gott zu behaupten, daß Christus keineswegs genüge, sondern daß es noch anderer Dinge bedürfe. Denn daraus würde folgen, daß Christus nur zum Teil der Erlöser wäre. Deshalb sagen wir mit Fug und Recht mit dem heiligen Paulus, daß wir allein durch den Glauben gerechtfertigt werden, oder durch den Glauben ohne die Werke des Gesetzes. Übrigens meinen wir nicht, daß der Glaube selbst, eigentlich geredet, es ist, der uns rechtfertigt, oder daß wir wegen des Glaubens gerechtfertigt werden; denn er ist nur ein Werkzeug, wodurch wir Christum, unsre Gerechtigkeit, ergreifen. Christus selbst ist daher, indem er uns alle seine Verdienste und die so vielen heiligen Werke, die er für uns getan hat, anrechnet, unsre Gerechtigkeit; der Glaube aber ist das Werkzeug, durch welches wir mit ihm zur Gemeinschaft an allen seinen Gütern verbunden und in ihr erhalten werden, so daß diese alle, nachdem sie unser geworden sind, für uns zu unsrer Befreiung von der Sünde mehr als hinreichen.
Wir glauben, daß unsre Seligkeit auf der Vergebung unsrer Sünden beruht, die durch Jesum Christum geschieht, und daß darin unsre Rechtfertigung vor Gott besteht, wie der heilige Paulus uns aus dem David lehrt, wenn er sagt: »Selig sei der Mensch, welchem Gott die Gerechtigkeit zurechnet ohne die Werke«; derselbe Apostel sagt: »Wir werden ohne Verdienst gerecht gemacht durch die Erlösung, die da ist in Christo Jesu.« Und deshalb behalten wir diesen festen Grund in Ewigkeit und geben Gott alle Ehre, indem wir über uns selbst ganz demütig gesinnt sind, wohl wissend, wer und wie wir sind. Deshalb erwarten wir von uns oder irgend unseren Verdiensten durchaus nichts, sondern ganz auf den Gehorsam des gekreuzigten Jesus Christus gestützt, beruhigen wir uns bei ihm durchaus, indem er der Unsrige wird, wenn wir an ihn glauben. Dieser eine reicht völlig hin, sowohl um alle unsre Ungerechtigkeiten zu bedecken, als auch um uns gegen alle Versuchungen sicher zu machen. Denn jener entfernt vom Gewissen alle Furcht, allen Schrecken, alle Scheu, damit wir näher zu Gott treten und nicht dem Beispiele unsres ersten Vaters nachahmen, der, aus Furcht fliehend, sich mit Feigenblättern zu bedecken und zu verbergen versuchte. Und wenn wir, auf uns selbst oder irgendein anderes Geschöpf auch nur im geringsten gestützt, uns vor Gott stellen müßten, so ist es gewiß, daß wir sogleich vergehen würden. Deshalb muß jeder von uns vielmehr mit David ausrufen: »HERR, gehe nicht zu Gericht mit deinem Knechte, denn vor deinem Angesichte ist niemand gerecht, der da lebet.«
Wir glauben, daß dieser wahre Glaube, der durch das Hören des Wortes Gottes und die Wirkung des Heiligen Geistes in uns hervorgebracht ist, uns wiedergeboren und gleichsam zu neuen Menschen mache, damit er die, welche er ein neues Leben zu leben erregt hat, auch von der Knechtschaft der Sünde frei mache. Dieser rechtfertigende Glaube ist also so weit davon entfernt, uns von der rechten und heiligen Lebensweise abzubringen oder uns lässiger zu machen, daß vielmehr im Gegenteil ohne ihn niemand jemals etwas Gutes aus Liebe zu Gott tun oder vollbringen kann, sondern nur aus Selbstliebe und aus Furcht vor der Verdammnis. Es ist daher unmöglich, daß dieser heilige Glaube im Menschen müßig sei. Denn wir reden hier nicht von dem eitlen Glauben, sondern nur von dem, von dem es in der Schrift heißt, daß er durch Liebe wirkt, und der den Menschen antreibt, sich in den Werken zu üben, die Gott selbst in seinem Worte vorschreibt. Aber diese Werke, welche aus der reichen Wurzel dieses Glaubens hervorgehen, sind erst deshalb gut und Gott angenehm, weil sie durch seine Gnade geheiligt werden; uns aber zu rechtfertigen, kommen sie gar nicht in Betracht. Denn durch den Glauben an Jesus Christus werden wir gerecht, und zwar ehe wir irgend gute Werke tun. Denn ebensowenig können unsre Werke vor dem Glauben gut sein, als die Früchte eines Baumes gut sein können, bevor der Baum selbst gut ist. Wir tun daher gute Werke, aber nicht, um damit etwas zu verdienen. Denn was könnten wir verdienen? Ja, wir sind für und für Gott zu guten Werken (wenn wir sie ja tun) verpflichtet, nicht Gott uns. Denn Gott ist es, der in uns wirkt das Wollen und das Tun nach seinem unverdienten Wohlwollen. Deshalb müssen wir immer darauf achten, was geschrieben steht: »Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sagt: Wir sind unnütze Knechte, wir haben getan, das wir schuldig waren.« Indessen leugnen wir nicht, daß Gott gute Werke bei den Seinigen vergelte, sondern sagen, daß dies nur durch seine Gnade geschieht, daß er seine Gaben in uns krönt. Übrigens setzen wir, wenn wir auch gute Werke tun, doch durchaus keine Hoffnung unsres Heiles auf sie. Denn wir können keine Werke tun, die nicht durch die Sünde unsres Fleisches befleckt wären und somit Strafe verdienten. Selbst gesetzt, daß wir ein solches Werk vorbringen könnten, so würde doch die Erinnerung an eine Sünde hinreichen, es vom Angesichte Gottes zu entfernen. So würden wir immer im Zweifel sein, hier- und dorthin schwankend, ohne alle Gewißheit, und unser elendes Gewissen würde immer geplagt werden, wenn wir uns nicht auf das einzige Verdienst des Todes und Leidens unsres Erlösers stützten und bei ihm beruhigten.
Wir glauben, daß alle Zeremonien und Bilder des Gesetzes, aller Schein endlich mit der Ankunft Christi aufgehört haben, so daß auch ihr Gebrauch unter Christen aufgehoben und abgeschafft werden muß. Indessen bleibt uns doch ihre Wahrheit und ihr Wesen in Christo, in dem sie alle erfüllt sind. Das Zeugnis des Gesetzes aber und der Propheten gebrauchen wir noch, um uns selbst in der Lehre des Evangeliums zu befestigen und unser ganzes Leben sittlich zu Gottes Ehre nach seinem Willen einzurichten.
Wir glauben, daß wir keinen Zutritt zu Gott haben anders, als durch den einzigen Mittler und Fürsprecher, Jesum Christum, den Gerechten, der deswegen Mensch geworden ist und mit der göttlichen Natur persönlich vereinigt, damit wir Menschen durch ihn Zutritt zur göttlichen Majestät haben; sonst war uns dieser Zutritt verschlossen, nicht anders, als wie Dornen nicht nah an Feuer kommen können. Wir würden allein durch seine Stimme vernichtet sein, wie man am Adam sieht, der erschreckt vor dem Herrn floh, und an den Israeliten am Berge Sinai, die einen Mittler verlangten, aus Furcht, sie möchten vor der Stimme des Herrn sterben. Dieser Mittler, den der Vater zwischen sich und uns verordnete, darf uns nicht wegen seiner Erhabenheit erschrecken, daß wir einen anderen Mittler, wie es uns gut dünkt, suchen; denn es ist niemand von allen Geschöpfen im Himmel und auf Erden, der uns mehr liebte als Jesus Christus, der, obgleich er göttlicher Gestalt war, sich doch geringer gemacht hat und die Gestalt eines Knechtes an sich genommen hat, ist gleich geworden den Menschen und seinen Brüdern in allem. Er, der reich war, ist unserthalben arm geworden. Aber wenn wir einen anderen Mittler suchen müßten, der gegen uns wohlgesinnt wäre, wen könnten wir finden, der uns mehr liebte als der, der sein Leben für uns ließ, selbst damals, als wir seine Feinde waren? Wenn wir aber jemand suchen müssen, der an Macht und Ansehen stark ist, wer ist, der so viel vermöchte als der, welcher zur Rechten des Vaters sitzt und alle Macht hat im Himmel und auf Erden? Wer wird wohl leichter erhört als der eigne und einzig geliebte Sohn? Allein der Unglaube daher hat die Gewohnheit eingeführt, den Heiligen Schmach anzutun, während man sie ehren will, indem man ihnen solche Ehre erweist, die sie niemals gewünscht, sondern immerfort, wie es ihre Pflicht erheischte, verschmäht haben, wie aus ihren Schriften klar ist. Auch darf hier das nicht vorgebracht werden, daß wir nicht würdig sind, denn hier handelt es sich nicht darum, daß unsre Bitten unsrer Würdigkeit wegen Gott vorgetragen werden, sondern nur wegen der Herrlichkeit und Würdigkeit Jesu Christi, dessen Gerechtigkeit die unsrige ist durch den Glauben. Deshalb sagt der Apostel, der uns diese törichte Furcht oder Unglauben nehmen will, mit Recht, daß Jesus Christus ist in allen Dingen den Brüdern gleich geworden, auf daß er barmherzig wäre und ein treuer Hoherpriester in allem dem, so vor Gott zu handeln ist, des Volkes Sünde zu versöhnen. Denn dieweil er gelitten hat und versucht worden ist, so mag er auch denen helfen, die versucht werden, und bald darauf fügt er hinzu, damit er eine um so größere Zuversicht, zu ihm zu treten, in uns erwecke: »Dieweil wir denn einen großen Hohenpriester haben, der in den Himmel gefahren ist, nämlich Jesum, den Sohn Gottes, so laßt uns dies Bekenntnis festhalten, denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht möchte ein Mitleiden haben mit unsrer Schwachheit, sondern der in allem ist versucht worden nach gleichem Maße, ohne Sünde. So laßt uns mit tröstlicher Zuversicht hinzugehen nach dem Gnadenstuhle, auf daß wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden auf die Zeit, wo uns Hilfe not sein wird.« Hier verwandelt er den furchtbaren Thron der Herrlichkeit in einen Thron der Gnade, damit er mache, daß wir zu ihm treten. Derselbe Apostel lehrt, daß wir einen freien Zugang haben in das Heiligtum durch das Blut Jesu. »So laßt uns denn«, sagt er, »hinzugehn mit voller Überzeugung des Glaubens« etc. Gleichfalls: »Christus hat ein unvergänglich Priestertum, deshalb er auch die vollkommen selig machen kann, die durch ihn zu Gott kommen, als der da immer lebt, sie zu vertreten.« Was kann man mehr wollen, da Christus selbst offen bezeugt: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, niemand kann zum Vater kommen, denn durch mich«? Wozu wollen wir einen anderen Fürsprecher suchen, da wir durch ihn allein Zugang zum Vater haben und da es Gott gefiel, uns seinen Sohn zu geben, daß er unser Fürsprecher wäre, nicht daß wir ihn verlassen sollten, um uns einen andern zu nehmen, oder vielmehr einen andern zu suchen und niemals zu finden? Denn als Gott ihn uns gab, wußte er wohl, daß wir Sünder wären. Deshalb wollen wir, dem Gebote Christi folgend, den himmlischen Vater anrufen durch Christum, unsern einzigen Mittler, wie er uns selbst gelehrt hat im Gebete des Herrn, fest überzeugt, daß wir das, um was wir den Vater in seinem Namen bitten werden, erlangen werden.
Wir glauben und bekennen eine katholische oder allgemeine Kirche, welche ist eine heilige Vereinigung oder Gemeinschaft aller gläubigen Christen, welche ihr ganzes Heil von dem einen Jesus Christus erwarten, gereinigt durch sein Blut und durch seinen Geist geheiligt und versiegelt. Diese Kirche ferner war vom Anfang der Welt und wird bis zu ihrem Ende bleiben, wie dies auch daraus erhellt, daß Christus ein ewiger König ist, der niemals ohne Untertanen sein kann. Übrigens schützt Gott diese heilige Kirche gegen alle Wut und Angriffe der Welt, wenn sie auch für einige Zeit nur sehr klein und fast verlöscht in den Augen der Menschen erscheint, wie Gott in jener sehr gefährlichen Zeit des Ahab sich siebentausend Männer bewahrt haben soll, die ihre Knie nicht vor dem Baal beugten. Endlich ist diese heilige Kirche an keinem bestimmten Ort gelegen oder beschränkt oder irgend an bestimmte Personen gebunden oder gekettet, sondern sie ist über den ganzen Erdkreis zerstreut und verbreitet, obgleich sie in Herz und Willen in ein und demselben Geiste durch die Kraft des Glaubens ganz verbunden und vereinigt ist.
Wir glauben, daß, da diese heilige Gemeinschaft aus denen besteht, die gerettet werden sollen und außer ihr kein Heil ist, keiner (welche Würde oder welchen Namen er auch haben mag) sich ihr entziehen oder von ihr trennen darf, um, nur mit seinem eignen Umgange zufrieden, allein und abgesondert zu leben, sondern daß alle und jeder verpflichtet sind, sich mit dieser Gemeinschaft zu verbinden und zu vereinigen, die Einheit der Kirche sorgfältig zu bewahren und sich ihrer Lehre und Zucht zu unterwerfen, seinen Nacken endlich freiwillig unter das Joch Christi zu beugen und gleich wie gemeinsame Glieder desselben Leibes der Erbauung der Brüder zu dienen, wie Gott einem jeden seine Gaben verliehen hat. Ferner ist es, damit dies um so besser beobachtet wird, aller Gläubigen Pflicht, sich nach dem Worte Gottes von allen denen zu trennen, welche außer der Kirche stehen, und sich mit dieser Gemeinschaft und Vereinigung der Gläubigen zu verbinden, wo nur Gott sie errichtet hat, wenn auch feindliche Verordnungen der Fürsten und Obrigkeiten es verbieten, selbst wenn denen, die dies tun, Strafe am Leben und durch den leiblichen Tod angedroht ist. Wer sich daher von dieser wahren Kirche trennt oder sich ihr anzuschließen weigert, widerstrebt offenbar dem Gebote Gottes.
Wir glauben, daß man mit der größten Sorgfalt und Klugheit aus dem Worte Gottes prüfen und unterscheiden muß, welches diese wahre Kirche sei, da alle Sekten, so viele ihrer heute in der Welt bestehen, den Titel und Namen der Kirche annehmen und vorschützen. Wir reden jetzt aber durchaus nicht von der Gemeinschaft der Heuchler, welche in der Kirche mit den Guten vermischt sind und zugleich unter diesem Titel der Kirche verborgen sind, aber nicht eigentlich zur Kirche gehören, wenn sie auch in derselben leiblich gegenwärtig sind, sondern von der Unterscheidung der Vereinigung der wahren Kirche von allen anderen Sekten, die sich fälschlich rühmen, Glieder der Kirche zu sein. Die Kennzeichen, durch welche die wahre Kirche sich von der falschen unterscheidet, sind diese: wenn sich die Kirche der reinen Predigt des Evangeliums und der lautern Verwaltung der Sakramente nach der Einsetzung Christi bedient; wenn sie sich der Kirchenzucht recht zur Besserung der Fehler bedient; wenn sie endlich (damit wir alles mit einem Worte zusammenfassen) alles nach der Vorschrift des Wortes Gottes tut und alles, was ihm widerstreitet, verabscheut und Christus für das einzige Haupt anerkennt. Es ist gewiß, daß durch diese Kennzeichen die wahre Kirche unterschieden werden kann, von der sich keiner trennen darf. Wer aber dieser wahren Kirche wahre Glieder seien, das läßt sich aus den allgemeinen Kennzeichen aller Christen beurteilen, als da ist der Glaube; und daran werden sie erkannt, daß sie Christus, den einzigen Erlöser, durch den Glauben erfassen, die Sünde fliehen und der Gerechtigkeit nachgehen, aber auch Gott und den Nächsten lieben, weder zur Rechten noch zur Linken abweichend, sondern ihr Fleisch mit seinen Werken kreuzigend; was zwar nicht so zu verstehen ist, als wäre in ihnen keine Schwachheit mehr, sondern so, daß sie gegen dieselbe alle Zeit ihres Lebens hindurch durch die Kraft des Geistes kämpfen, indem sie immer ihre Zuflucht nehmen zum Blute, Tode, Leiden und Gehorsam unsres Herrn Jesu Christi, in dem allein sie die Vergebung ihrer Sünden durch den Glauben an ihn haben. Was aber die falsche Kirche betrifft, so schreibt sie sich und ihren Einrichtungen und Überlieferungen immer mehr Ansehen zu als dem Worte Gottes; sie weigert sich, sich dem Joche Christi zu unterwerfen; sie verwaltet die Sakramente nicht, wie Christus in seinem Worte vorgeschrieben hat, sondern sie setzt ihnen bald etwas zu, bald entzieht sie ihnen etwas nach ihrer Willkür. Außerdem stützt sie sich immer weit mehr auf Menschen als auf Christus und verfolgt diejenigen feindlich, welche ihr Leben nach der Vorschrift des Wortes Gottes heilig zu führen streben und die ihre Fehler und vorzüglich ihre Habsucht und ihren Götzendienst rügen und tadeln. Hieraus ist es daher leicht, beide Kirchen zu erkennen und voneinander zu unterscheiden.
Wir glauben, daß diese wahre Kirche regiert und gelenkt werden muß durch jene geistige Verwaltung, die uns Gott selbst in seinem Worte gelehrt hat, nämlich daß in ihr Hirten und Diener sind, welche rein predigen und die Sakramente verwalten. Es sollen auch Älteste und Diakonen sein, welche das Presbyterium oder den Kirchensenat bilden, damit gleichsam durch diese Mittel die wahre Religion erhalten und die wahre Lehre zum Teil vorbereitet und erhalten werden kann, die den Lastern ergebenen Leute geistlich getadelt und gebessert und gleichsam durch den Zaum der Zucht gezügelt werden und die Armen und Bedrängten mit Hilfe und Trost nach eines jeden Bedürfnis unterstützt werden können. Denn dann wird alles gehörig und ordentlich in der Kirche zugehn, wenn gläubige und fromme Männer zu ihrer Leitung erwählt werden, nach der Vorschrift des heiligen Paulus, die sich findet 1. Tim. 3 und Tit. 1.
Wir glauben, daß die Diener, Ältesten und Diakonen zu diesen ihren Ämtern berufen und befördert werden müssen durch gesetzmäßige Berufung der Kirche bei ernster Anrufung Gottes und durch Abstimmung der Kirche und daß sie nachher in ihren Ämtern durch Handauflegen bestätigt werden, in der Art und Weise, welche uns im Worte Gottes vorgeschrieben wird. Es muß sich jedoch jeder sorgfältig hüten, sich nicht durch unerlaubte Mittel zu diesen Ämtern zu drängen. Denn alle müssen erwarten, bis sie von Gott selbst berufen werden, damit sie ein sicheres Zeugnis ihrer Berufung haben und wissen, daß sie von Gott sei. Übrigens haben alle Diener des Wortes Gottes, an welchem Ort sie sein mögen, alle dieselbe Macht und gleiches Ansehen, da sie alle gleich Diener Christi, des einen allgemeinen Bischofs und Hauptes der Kirche, sind. Und somit hat keine Kirche irgend Macht oder Herrschaft über eine andere, über sie zu herrschen. Ferner müssen alle, damit diese heilige Anordnung Gottes nicht verletzt wird oder in Verachtung kommt, die Diener des Wortes und die Ältesten der Kirche hochschätzen wegen des Werkes, dem sie sich widmen, und mit ihnen Frieden halten und sich von Zank und Streitigkeiten soviel als möglich fernhalten.
Indessen glauben wir, obgleich es zwar nützlich ist, daß die Führer, welche den Kirchen vorstehen, eine Ordnung unter sich festsetzen zur Erhaltung des Körpers der Kirche, daß sie sich doch sorgfältig hüten müssen, auf keine Weise von dem abzuweichen oder sich zu entfernen, was Christus selbst, unser einziger Lehrer, einmal festgesetzt hat. Deshalb verwerfen wir alle menschlichen Erfindungen und alle Gesetze, welche zur Verehrung Gottes eingeführt sind, daß durch sie die Gewissen auf irgendeine Weise gefesselt oder gebunden werden. Wir nehmen daher diejenigen allein an, welche geeignet sind, die Eintracht zu pflegen und zu nähren oder uns im Gehorsam gegen Gott zu erhalten. Dazu ist aber besonders notwendig die Exkommunikation, die nach der Vorschrift des Wortes Gottes geschieht, und andere mit dieser Kirchenzucht in Verbindung stehende Anhänge.
Wir glauben, daß Gott aus Rücksicht auf unsre Beschaffenheit und Schwäche die Sakramente eingesetzt hat, damit er seine Verheißungen in uns besiegle und damit sie uns die sichersten Unterpfänder des göttlichen Wohlwollens, der Gnade und seiner Gaben seien, bereitet, um unsern Glauben zu nähren und zu erhalten. Er fügte sie aber zum Worte des Evangeliums hinzu, damit er das sowohl, was er uns äußerlich durch sein Wort erklärt, als auch das, was er innerlich in unsern Herzen wirkt, deutlicher unsern Sinnen darlege. Denn es sind die Sakramente Zeichen und sichtbare Sinnbilder innerlicher und unsichtbarer Dinge, durch welche, wie durch Werkzeuge, Gott selbst durch die Kraft des Heiligen Geistes in uns wirkt. So sind diese Zeichen keineswegs eitel oder leer und nicht, um uns zu täuschen oder zu betrügen, eingesetzt. Denn ihre Wahrheit ist Jesus Christus selbst, ohne den sie ganz ohne Bedeutung wären. Außerdem genügt uns die Zahl der Sakramente, die Christus selbst, unser wahrer und einziger Lehrer, eingesetzt hat. Es sind aber zwei, nämlich das Sakrament der Taufe und des heiligen Mahles unsers Herrn Jesu Christi.
Wir glauben und bekennen, daß Jesus Christus (der das Ende des Gesetzes ist) durch sein eignes vergossenes Blut allem anderen Vergießen von Blut zur Versöhnung der Sünden schon ein Ende gemacht hat und daß er mit Abschaffung der Beschneidung, die durch Blut geschah, die Taufe an ihre Stelle gesetzt hat, durch die wir in die Kirche Gottes aufgenommen werden und von allen anderen Völkern und Religionen uns unterscheiden, als ihm allein geweiht, dessen Mal und Abzeichen wir tragen. Es dient uns endlich die Taufe zum Zeugnisse, daß der uns in Ewigkeit Gott sein wird, der uns auch ein gütiger Vater ist. Alle daher, welche die Seinigen sind, hat der Herr befohlen, mit reinem Wasser zu taufen im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, zu bezeichnen, daß das Blut Christi durch den Heiligen Geist innerlich in der Seele dasselbe tue und bewirke, was das Wasser äußerlich an den Körpern bewirkt. Denn wie Wasser, das über uns ausgegossen wird und über den Körper des Getauften läuft und ihn bespült, den Schmutz des Körpers abwäscht, so reinigt auch das Blut Christi, indem es die Seele abwäscht, dieselbe von Sünden, und erneuert uns aus Kindern des Zorns zu Kindern Gottes. Nicht als ob das wirkliche Wasser das täte, sondern die Besprengung mit dem köstlichen Blute des Sohnes Gottes, das uns gleich wie das Rote Meer ist, durch das wir gehen müssen, damit wir aus der Tyrannei Pharaos, das ist des Teufels, entkommen und in das geistige Land Kanaan eingehen können. So reichen uns zwar die Kirchendiener das Sakrament und etwas Sichtbares, aber Gott selbst gewährt, was durch das Sakrament bezeichnet wird, nämlich die unsichtbaren Geschenke und Gnadengaben, indem er unsre Seelen wäscht, läutert und reinigt von allen ihren Unreinigkeiten und Ungerechtigkeiten, indem er erneuert und erfüllt unsre Herzen mit allem Troste, indem er uns endlich die wahre Gewißheit seiner väterlichen Güte schenkt und uns den neuen Menschen anzieht und den alten auszieht mit allen seinen Werken. Außerdem glauben wir, daß jeder Mensch, der das ewige Leben erlangen will, einmal getauft werden und mit dieser einen Taufe zufrieden sein muß, die niemals nachher erneuert werden darf, da wir ja auch nicht zweimal geboren werden können. Jedoch nützt uns die Taufe nicht nur in dem Augenblicke, wo das Wasser an uns ist oder wo wir mit demselben benetzt werden, sondern unsre ganze Lebenszeit hindurch; sonst müßten wir unser Haupt immer mit Wasser benetzt haben. Hier verwerfen wir daher den Irrtum der Anabaptisten, die nicht nur mit der einen und einmal unternommenen Taufe nicht zufrieden sind, sondern auch die Taufe von Kindern, die von gläubigen Eltern geboren sind, verwerfen. Wir aber glauben, daß sie auf dieselbe Weise zu taufen und mit dem Zeichen des Bundes zu besiegeln sind, wie einst in Israel die kleinen Kinder beschnitten wurden, nämlich wegen derselben Verheißungen, die unsern Kindern gemacht sind. Und in der Tat hat Christus nicht weniger sein Blut vergossen, um die Kinder der Gläubigen, als um die Erwachsenen abzuwaschen. Deshalb dürfen sie das Zeichen oder Sakrament dessen, was Christus um ihretwillen vollbracht hat, empfangen, wie im Gesetze der HERR befiehlt, das Sakrament des Todes und Leidens Christi den neugebornen Kindern mitzuteilen, indem für sie ein Lamm dargebracht wird, was das Sakrament des kommenden Christus ist. Außerdem gewährt die Taufe den Kindern der Gläubigen jetzt dasselbe, was die Beschneidung dem jüdischen Volke gewährte. Und dies ist der Grund, weshalb Paulus die Taufe die Beschneidung Christi nennt.
Wir glauben auch und bekennen, daß der Herr Jesus Christus, unser Erlöser, das heilige Sakrament seines Mahles eingesetzt hat, damit er dadurch nähre und erhalte diejenigen, welche er schon wiedergeboren und in seine Familie, nämlich die Kirche, aufgenommen hat. Diejenigen aber, welche wiedergeboren sind, haben ein doppeltes Leben in sich: ein fleischliches und zeitliches, das sie schon von ihrer ersten Geburt an mit sich brachten, und dies ist allen Menschen gemeinsam; ein anderes geistiges und himmlisches, das ihnen bei der zweiten Geburt geschenkt wird, welches durch das Wort des Evangeliums in der Vereinigung mit dem Leibe Christi geschieht, und dies Leben ist nicht allen gemeinsam, sondern nur den Auserwählten Gottes. Wie aber Gott das irdische und wirkliche Brot als geeignet zur Erhaltung dieses fleischlichen und irdischen Lebens verordnet hat, das, wie das Leben selbst, allen gemeinsam ist, so hat Gott auch zur Erhaltung des geistigen und himmlischen Lebens, das den Gläubigen eigen ist, das lebendig machende Brot gesandt, das vom Himmel stieg, nämlich Jesus Christus; dieser nährt und erhält das geistige Leben der Gläubigen, wenn er genossen, das ist im Geiste durch den Glauben aufgenommen und empfangen wird. Damit Christus uns aber dies geistige oder himmlische Brot bildlich mache oder darstelle, hat er Brot und Wein, irdisch und sichtbar, zum Sakrament seines Leibes und Blutes angeordnet, um uns dadurch zu bezeugen, daß wir, so wahr wir dieses Sakrament empfangen und in unsern Händen halten und es mit dem Munde genießen (wodurch auch nachher dies unser Leben erhalten wird), so wahr auch durch den Glauben (der unsrer Seele statt Hand und Mund dient) den wahren Leib und das wahre Blut Christi empfangen in unserm Geiste, zur Ernährung des geistigen Lebens in uns. Es ist aber ganz gewiß, daß Christus uns dies Sakrament nicht ohne Ursache so sorgfältig empfiehlt, da es in uns das wirklich vollbringt, was er uns in diesen Zeichen darstellt, obgleich die Weise die Fassung unsres Geistes übersteigt und von keinem eingesehen werden kann, da nämlich die Wirkung des Heiligen Geistes verborgen und unerfaßlich ist; indes werden wir keineswegs irren, wenn wir sagen, es geschehe durch den Glauben. Wir sagen daher, daß das, was genossen wird, der ganz eigentliche, natürliche Leib Christi sei, und das, was getrunken wird, sein wahres Blut; aber das Werkzeug oder Mittel, wodurch wir dies essen und trinken, ist nicht der leibliche Mund, sondern unser Geist selbst, und zwar durch den Glauben.
Christus thront daher immer zur Rechten des Vaters im Himmel, teilt sich jedoch uns deshalb nicht weniger durch den Glauben mit. Ferner ist dies Mahl der geistige Tisch, auf dem Christus sich uns selbst mit allen seinen Gütern zur Teilnahme darbietet und macht, daß wir an diesem sowohl seiner als des Verdienstes seines Leidens und Todes genießen. Denn unsre elende und niedergeschlagene und von allem Troste verlassene Seele nährt, stärkt und tröstet er durch das Essen seines Fleisches; und auf gleiche Weise erhält und erfrischt er sie durch das Trinken seines Blutes. Außerdem wird, obwohl die Sakramente mit dem Bezeichneten selbst verbunden sind, doch dies beides nicht von allen empfangen. Der Gottlose empfängt zwar das Sakrament zu seiner Verdammnis, aber die Sache selbst oder die Wahrheit des Sakraments empfängt er nicht. Zum Beispiel Judas und Simon der Magier empfingen zwar beide das Sakrament, keineswegs aber Christum selbst, der damit bezeichnet wurde, da er den Gläubigen allein mitgeteilt wird. Zuletzt nehmen wir an diesem heiligen Sakramente in der Gemeinschaft des Volkes Gottes mit aller Demut und Ehrfurcht teil, indem wir das Andenken des Todes Christi, unsres Erlösers, mit Danksagung heiligfeiern und das Bekenntnis des christlichen Glaubens und Religion öffentlich ablegen. Niemand darf daher an diesen Tisch treten, der sich nicht vorher geprüft hat, damit er nicht, von diesem Brote essend und von diesem Kelche trinkend, sich selbst das Gericht und Verdammnis esse und trinke. Durch den Gebrauch dieses Sakraments wird ferner die heißeste Liebe sowohl gegen Gott als gegen den Nächsten entzündet. Deshalb verwerfen wir hier mit Recht alle Verspottungen und verwerflichen Erdichtungen (die man den Sakramenten hinzugefügt und beigemischt hat) wie wahre Entweihungen und behaupten, daß alle Frommen mit der Ordnung und dem Gebrauche allein, den Christus und die Apostel uns gelehrt haben, zufrieden sein und von diesen Geheimnissen ebenso reden müssen als jene geredet haben.
Wir glauben, daß der liebe Gott wegen der Verderbnis und Schlechtigkeit des Menschengeschlechtes Könige, Fürsten und Obrigkeiten eingesetzt hat und daß er will, daß diese Welt durch Gesetze und eine bestimmte Verwaltung regiert werde, um die Fehler der Menschen zu beschränken und damit alles unter den Menschen in rechter Ordnung geführt werde. Deshalb hat er die Obrigkeiten selbst mit dem Schwerte bewaffnet, damit sie die Bösen strafen, die Guten aber schützen. Ihres Amtes ist es ferner, nicht nur für die bürgerliche Verfassung besorgt zu sein, sondern auch, sich zu bemühen, daß der Gottesdienst erhalten werde, aller Götzendienst und falscher Gottesdienst entfernt werde, das Reich des Antichrists zerstört, Christi Reich aber ausgebreitet werde. Endlich ist es ihres Amtes zu bewirken, daß das heilige Wort des Evangeliums überall gepredigt werde und daß jeder Gott auf reine Weise nach Vorschrift seines Wortes frei verehren und anbeten könne. Übrigens müssen sich alle Menschen, welches Ranges, Verhältnisses oder Standes sie auch seien, den gesetzmäßigen Obrigkeiten unterwerfen, ihnen Zoll und Abgaben bezahlen und ihnen in allem folgen und gehorchen, was dem Worte Gottes nicht widerstreitet, auch für sie beten, daß Gott sie in allen ihren Handlungen zu lenken würdige, wir aber unter ihnen ein stilles und ruhiges Leben führen können in aller Frömmigkeit und allem Anstande. Deshalb verabscheuen wir die Anabaptisten und alle Aufrührer, welche Oberhoheiten und Obrigkeiten abwerfen, Recht und Gericht verkehren, alle Güter gemeinschaftlich machen und Stand und Rang, die Gott um der Ehre willen unter den Menschen eingesetzt hat, abschaffen und vermengen.
Zuletzt glauben wir nach dem Worte Gottes, daß unser Herr Jesus Christus, wenn die von Gott festgesetzte Zeit, die allen Geschöpfen unbekannt ist, gekommen und die Zahl der Auserwählten voll sein wird, wieder vom Himmel kommen wird, und zwar leiblich und sichtbar, wie er einst hinaufgefahren ist, mit der größten Herrlichkeit und Majestät, um sich für den Richter der Lebenden und Toten zu erklären, nachdem er diese Welt in Feuer und Flammen entzündet hat, damit er sie läutere. Dann aber werden alle Geschöpfe, sowohl Männer als Weiber und Kinder, so viele es von Anfang bis Ende der Welt gegeben hat, vor diesem höchsten Richter erscheinen, dorthin durch die Stimme und den furchtbaren Ruf der Engel und Erzengel und die Posaune Gottes gerufen. Denn dann werden sich alle vorher Gestorbenen aus der Erde erheben, jedes Seele verbunden und vereinigt mit ihrem eignen Leibe, in dem sie gelebt hatte. Diejenigen aber, welche an jenem letzten Tage noch am Leben sind, werden nicht des Todes der übrigen sterben, sondern in einem Augenblick verwandelt werden, aus der Verderbnis nämlich in eine unverdorbene Natur. Dann werden die Bücher (nämlich die Gewissen) aufgeschlagen werden und die Toten gerichtet werden nach dem, was sie in dieser Welt getan haben, Gutes oder Böses. Dann werden auch die Menschen Rechenschaft ablegen von jedem unnützen Worte, das sie gesprochen haben, wenn auch diese Welt es für Spaß und Scherz nimmt. Überhaupt wird dann alle Heuchelei der Menschen und alle Geheimnisse ihres Herzens öffentlich vor allen aufgedeckt werden. Und deshalb ist der bloße Gedanke an dies Gericht den Gottlosen und Verworfenen mit Recht schrecklich und furchtbar, den Frommen aber und Auserwählten höchst wünschenswert und von großem Troste. Denn dann wird ihre Erlösung erst ganz vollendet werden, und sie werden die lieblichen Früchte ihrer Mühen und Schmerzen, die sie in diesem Leben erduldet haben, erlangen; ihre Unschuld wird dann offen vor allen anerkannt werden, und sie selbst werden wiederum die furchtbare Strafe sehen, die der Herr an denen vollzieht, welche ihnen tyrannisch mancherlei Qualen und Beschwerden angetan haben. Die Gottlosen ferner werden durch das eigne Zeugnis ihres Gewissens überführt sein und zwar unsterblich werden, aber so, daß sie in ewigem Feuer, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, in Ewigkeit gefoltert werden. Dagegen werden aber die Gläubigen und Auserwählten mit der Krone der Herrlichkeit und Ehre beschenkt werden, und der Sohn Gottes wird ihre Namen vor Gott, dem Vater, und seinen heiligen, auserwählten Engeln nennen, und jede Träne wird von ihren Augen getrocknet werden. Dann wird man erkennen, daß ihre Sache, die jetzt als Ketzerei und Gottlosigkeit von den Obrigkeiten und Richtern verdammt wird, die Sache des Sohnes Gottes sei. Und Gott wird ihnen aus Gnade mit solcher Herrlichkeit vergelten, wie keines Menschen Seele sich je vorstellen kann. Wir erwarten daher diesen großen Tag der Wiedervergeltung des Herrn mit der größten Sehnsucht, damit wir aller Dinge, die uns von Gott verheißen sind, völlig in Jesu Christo, unserm Herrn, froh teilhaftig werden und in Ewigkeit genießen. Off. 22, 20: Ja, komm, Herr Jesu!